Ridgeback Rüde Kronos, oder liebevoll auch nur „der Papa“ genannt, kam zusammen mit einer ebenfalls unkastrierten Hündin und deren 10 Söhne und Töchter zu uns. Zu seiner Vergangenheit gibt es leider nicht all zu viele Infos, nur sein Chip hat uns sein Herkunftsland, die Niederlande, verraten. Der Rest bleibt zum größten Teil Spekulation, basierend auf seinem anfänglichen Verhalten und der Auffindesituation.
Der optisch große, stattliche und starke Rüde erfüllt kaum die Vorurteile, die mit seinem Äußeren einhergehen – denn ganz so stark wie sein Körper ist der Geist noch lange nicht. Kronos ist aktuell eher ein Schatten seiner Partnerin „Rhea“. Die Mama des 10-köpfigen Wurfes hat somit gefühlsmäßig noch einen 11ten „erwachsenen Welpen“, der ihr am fiktiven Rockzipfel hängt. Eigentlich ist das auch gar nicht so verwunderlich, denn Kronos ist selbst noch ein absoluter Teenager. Mit gerade erst einem Jahr und ein paar Monaten ist Kronos noch weit entfernt von einem mental ausgewachsenem Ridgeback, was wir uns nun im Training zunutze machen, denn Kronos darf und muss bei uns noch Vieles lernen.
Ein Halsband zu tragen, an einer Leine zu laufen oder sich auch einfach nur anfassen zu lassen, war anfangs bereits eine große Herausforderung. Auch durchatmen und mal chillen fällt ihm noch schwer und wird sicherlich künftig noch einiges an Zeit und Arbeit kosten – es bleibt jedoch unabdingbar, um ihm die Teilnahme an einem entspannten Alltag ermöglichen zu können. Am liebsten üben wir dies mit ihm alleine. Ohne vierbeinige Begleitung zu sein, ist für Kronos absolut ungewohnt, schließlich kennt er ein Leben ohne seine Rhea nicht und so bauen wir sein Selbstbewusstsein Schritt für Schritt auf, damit auch seine Angebetete einmal ihren Freiraum genießen kann. Hat man ihn erst einmal für sich gewonnen, kann man ihm den wichtigen, menschlichen Sozialkontakt bieten und sich ganz auf ihn und seine Bedürfnisse konzentrieren.
Was seine Hunde-Vernarrtheit nun für ein neues Zuhause bedeutet, ist sehr individuell zu beurteilen. Per se macht der Herr im „Abnabelungsprozess“ gute Fortschritte und wäre auch als Einzelhund vorstellbar, damit er weiter lernen kann, auch für sich selbst zu stehen ohne als Spiegel eines Zweithundes zu agieren. Mit souveränen, adulten Vierbeinern wäre seine Zukunft jedoch genauso gut denkbar.
Aktuell steht Kronos an der Grenze zum Erwachsenwerden und testet sich natürlich fröhlich aus. Inzwischen hatte er erstmals auch andere Hunde um sich herum und dadurch unterschiedliche Charaktere kennenlernen können. Bisher sucht er noch den besten Weg, mit ihnen umzugehen und lernt glücklicherweise schnell dazu. Damit sich hier keine negativen Erfolge einschleichen, ist es umso wichtiger, die Hundekontakte fein zu selektieren und sie im besten Fall im Rahmen einer Sozialkontaktstunde in einer Hundeschule durchzuführen, bevor sich Kronos eine ungehobelte, aufdringliche Strategie angewöhnt.
Man sieht, es steht noch einiges an Arbeit an, die der große Kerl für eine vernünftige Weiterentwicklung benötigt, um die Lücken der Vergangenheit zu füllen. Sind diese erst einmal geschlossen, ist Kronos endlich bereit, sich voll und ganz auf die Zukunft zu konzentrieren.
