Ein schwerer Schicksalsschlag führte Botticelli zu uns. Sein Leben war stürmisch, genauso wie seine Ankunft im Tierheim. Fremden Menschen gegenüber ist er sehr skeptisch und weiß sich diese auf Abstand zu halten. Ohne die klare Führung seiner bisherigen Bezugspersonen sah er sich ständig in der Verantwortung, ungebetene Gäste wie Fußgänger*innen oder Radfahrer*innen fern zu halten und aus seinem Zuständigkeitsbereich zu vertreiben. Ja, der hübsche Kerl ist ein wachechter Schäferhund. Perfekte Fußarbeit und fremde Menschen erst einmal blöd finden – alles dazwischen ist für Botticelli noch schwierig. Hat er zu viel Freiraum, ist die hart erarbeitete Leinenführigkeit dahin und Botticelli gibt mit Volldampf die Richtung vor. Schritt für Schritt lernt er nun, dass man auch an längerer Leine entspannt und ansprechbar bleiben kann ohne zu sehr aufzudrehen.Auch zur Ruhe zu kommen, fällt ihm noch schwer.
Die ersten Hundefreundschaften wurden bereits geknüpft und er konnte in eine kleine WG ziehen. Am Hundeknigge und dem richtigen Umgang mit den vierbeinigen Mitbewohnern muss definitiv noch gefeilt werden. Ja, verträglich ist der Bub, doch testet er andere Hunde gerne aus, weiß sich aber noch nicht verständlich auszudrücken. Missverständnisse untereinander gibt es daher leider immer wieder. Das Zusammenleben mit einem entspannten Vierbeiner, der solche Fehler auch verzeihen kann, ist jedoch denkbar.
Botticelli gehört nicht zu den selbstbewusstesten Hunden und sucht noch nach seinem Platz im Tierheim. Schritt für Schritt baut er das nötige Vertrauen zu seinen Bezugspersonen auf und blüht sichtlich auf. Die Streicheleinheiten, die er am Anfang noch unheimlich fand, genießt er inzwischen in vollen Zügen und fordert die Nähe charmant ein. Diese Beziehung aufzubauen ist enorm wichtig, denn der Schäferhund-Rüde benötigt Halt, damit er sich voll und ganz an seinen Menschen orientieren kann – ohne das Umfeld unter ständiger Kontrolle zu haben.
Botticelli ist wie ein Kunstwerk des alten Meisters. Es braucht Zeit alle Nuancen wahrzunehmen, zu verstehen und deren Bedeutungen für das gemeinsame Leben umzusetzen. Wenn man bereit ist, ihm die nötige Zeit zu schenken, findet man in Botticelli einen großartigen Begleiter für alle Höhen und Tiefen des Lebens.